Ich weiss noch, wie verrückt das Jahr 2010 damals war… schlimme Trennung, danach Umzug in eigentlich viel zu teure Traumwohnung, endlich ein bisschen Ruhe, dann die Mitteilung, die alle meine Kolleginnen und mich damals umhauten, die Firma geht nach Bayreuth. Ich entschloss mich hier zu bleiben, mit allen Konsequenzen, denn was sollte ich denn bitte in Bayreuth!? Dann wurde ich aufgrund meiner Leistungen aber regelrecht gebettelt mit zu gehen und es wurde finanziell etwas lukrativer, sodass ich mich breit schlagen hab lassen unter der Woche in einer WG in Bayreuth zu hausen und am Wochenende in meine geliebte Wohnung nach Hohengebraching zurück zu fahren. Da ich bereits ja zwei Jahre lang schon nebenher selbständig war und ich in 2010 sage und schreibe 35 Hochzeitspärchen begleiten durfte, war der Stress bald nicht mehr auszuhalten. Meine Leistungen in der Firma waren auch nicht mehr die Besten, ich konnte kaum dem Ganzen noch folgen, weil ich auch überhaupt keinen Sinn mehr darin sah. Meine Kundenanfragen beantwortete ich teilweise heimlich unter der Arbeitszeit, weil ich es anders einfach nicht geschafft hätte. Der nächste Schritt war unausweichlich, ich musste mich für eines entscheiden. Bürojob oder Fotografie. Aber wie konnte ich es schaffen, wenn ich mich für die Selbständigkeit entscheide, übers erste Jahr? Nach Prüfung meiner Möglichkeiten auf einen Existenzgründerzuschuss bemühte ich mich um einen ausgereiften Business-Plan, der die Leute, die über mein nächstes Jahr entscheiden würden, umhauen sollte.
Ich schrieb nicht einen, nein, ich entwarf einen. Und zwar als Fotoalbum.
So, dann musste ich natürlich kündigen - noch ohne zu wissen, ob das überhaupt klappt mit dem Zuschuss. No risk, no fun - ist auch noch heute eins meiner Lebensmottos. Um die lieben Kollegen tat es mir sehr leid, teilweise haben wir heute noch Kontakt. Aber es musste sein und so haben wir genau am 29.12.10 Abschied in unserer doch so lieb gewonnenen mexikanischen Bar Enchilada in Bayreuth gefeiert. Ich weiss nicht mehr viel davon, es gibt da nur so ein kleines Video, wegen diesem ich mich auf die Daten berufen kann. :-)
2011 - Nun war ich auf mich gestellt. Endlich frei, endlich das tun, was ich will, endlich bis in die Nacht arbeiten und dann ausschlafen können. Aber ich hatte Anfang des Jahres, wie es meistens bei den Fotografen ist, nicht so viel zu tun und dementsprechend schwingte da schon immer ein kleines Angstgefühl mit… war es das Richtige? Schaffe ich das? Aber im Grunde genommen war mein BusinessPlan genauso zuversichtlich geschrieben, wie auch mein Mindset war. Warum sollte ich es nicht schaffen?
Ich bekam dann einen Anruf vom Arbeitsamt, dass ich doch bitte vorbei kommen soll. Herzklopfen. Sie gaben mir meinen Businessplan wieder zurück mit den Worten, dass sie so etwas Tolles noch nie erhalten haben und natürlich wurde der Zuschuss genehmigt. War für eine unglaubliche Erleichterung das war.
Die Quintessenz des Ganzen: Auf sein Gefühl hören und um Dinge mit allen Mitteln kämpfen, die einem wichtig sind.
Ich würde mich immer wieder für die Selbständigkeit entscheiden, denn wie steht es so schön in meinem Businessplan schon damals geschrieben:
„Vertraue Deinem Instinkt, achte auf die Zeichen, die Dir auf Deinem selbst gewählten Weg begegnen werden - und Du wirst Dir Deinen Traum erfüllen.“
Natürlich ist bei einer Selbständigkeit auch nicht immer alles rosig… wenn ich mir meine Preise von vor 10 Jahren anschaue, dann frage ich mich, wie ich nur 10 Jahre durch halten konnte. Teilweise hab ich Shootings für 17,- Euro (!!!!) gemacht, nachdem alles abgezogen wurde. Das musste ich damals mit einem Nachtjob an der Garderobe eines Clubs ausgleichen. Aber vermutlich muss man in der Selbständigkeit auch durch harte Zeiten gehen, damit man die Guten zu schätzen weiss.
Noch so ein Fun Fact der Anfangszeit: Meine Kunden habe ich zu Beginn in meinem Schlafzimmer (!!) die Bilder aussuchen lassen, das ist im Nachhinein schon ziemlich crazy. Dort stand halt der Schreibtisch. Möchte gar nicht wissen, was sich da vermutlich manche gedacht haben. :-)
Und nun sitze ich hier, nach 10 Jahren und sehe mir meinen Businessplan durch und muss ganz viel schmunzeln und Dankbarkeit empfinden.
In mir geisterte Anfang letzten Jahres noch der Plan einen Tag der offenen Tür oder ähnliches zu veranstalten für all meine lieben bisherigen Kunden, mit lecker Häppchen, viel Sekt und guter Musik zu diesem Jubiläum. Diese Idee muss ich mir wohl dank Corona leider noch ein Weilchen aufheben...
Vielleicht fällt mir heute im Laufe des Tages noch eine kleine Alternative ein, um meine Dankbarkeit auszudrücken. ;-)
2011 war damals wahrlich ein magisches Jahr. Denn im Oktober lernte ich dann meinen Mann und nun Papa von unserem Sonnenschein kennen... es folgt also ein weiteres wichtiges Jubiläum noch in diesem Jahr. Und gerade futtere ich den leckersten Kuchen, den mir mein Mann zu meinem Jubiläum heute als Überraschung gebacken hat.
So sahen meine Flyer aus, die ich selbst im ganzen Ort verteilt hab:
Meine erste Visitenkarte... damals wie heute sind braun, beige und weiss einfach mein Ding:
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